Meine Webrahmen / Webgestelle im Vergleich (Sommer und Herbst 2017)

Ich habe nun einige Gerätschaften, mit der ich Bandweben ausführen kann. Nun wird es einmal Zeit, über diese zu berichten.

Aber fangen wir doch erst einmal mit der Frage an, WARUM ein Webrahmen oder sagen wir einfach "Webvorrichtung" nützlich und sinnvoll ist.

Man kann genausogut ohne auskommen. Da gibt es die bekannte "Gürtelmethode" oder auch das "Weben auf dem Fuße", welches man auf der Webseite von Anneliese Bläse erklärt wird. Ich persönlich möchte folgendes Pro und Contra allgemein zu Webgeräten anführen:

Pro
  1. Man ist in seinen Handlungen mobiler. Bei der Gürtelmethode ist man quasi "angebunden", und kann nicht eben mal sehr schnell aufstehen, um mal das Essen im Kochtopf umzurühren oder ans Telefon zu gehen, welches im Zimmer nebenan läutet.
  2. Auf Dauer wird der eigene Rücken geschont.
  3. Ein aufgezogener Webrahmen kann auch als hübsche Dekoration in der Wohnung dienen, wenn er entsprechend in Szene gesetzt wird.
  4.  Wer gerne Zeitreisende einmal Weben lassen möchte. Leute tun sich am Brettchenwebrahmen weniger schwer, einmal selbst zu weben. Gerade, wenn sie dann ihre gewebten Ergebnisse sehen, sind sie begeistert. So wird eine scheinbare "Kleinigkeit" zu einem großen Erfolgserlebnis.
Contra
  1. Für einigermassen vernünftige  Arbeitsgeräte sollte man incl. Kleinkram zwischen 100,- und 300,- Euro Investiton rechnen, wenn man nicht selbst handwerkliches Geschick besitzt.
  2. Die meisten Gerätschaften sind für das Kammweben hervorragend geeignet. Beim Brettchenweben, wo man einegrößere Spannung braucht, gibt es zumeist eher ein paar kleinere Probleme. Der Tabby ist hier eine Ausnahme.
Nun gehe ich einmal etwas ins Detail.

Meine Webgeräte:

"Fred - Erik"

Foto: Uschi Jung
Mein erster Webrahmen, und ich liebe ihn heute noch so wie am ersten Tag ! Ihn gibt es in dieser Form kein zweites Mal, soweit ich das weiß.

Er wurde für mich von Claus Lorenz in reiner Handarbeit, ich glaube 2001, gebaut. Dafür vielen, vielen Dank. Damit hat er mir eine wirklich große Freude gemacht.

Bei diesem Webrahmen wurden keine Schrauben benutzt. Er besteht lediglich aus einer Bodenplatte, 4 Seitenteilen, 11 Querhölzer, 22 kleine Hölzer (= Befestigung der Querhölzer). Messing und Messingnägel sind übrigens reine Zierde.

Das Bild, welchen von der Seelenfängerin Uschi Jung, eingefangen wurde, sieht man "Fred - Eric"bei seinem ersten Einsatz. Wir haben das Schachbrettmuster, welches Sandra Mohr ("Die Spindel") in ihrer Anleitung "Brettchenweben - Alte Kunst Neu entdeckt" publiziert hat, auf ihm gewebt. Als Anfänger haben wir dünne Baumwolle benutzt und als Farben haben wir royalblau, orange und beige gewählt. Die Holzbrettchen habe ich vom Museumsdorf Düppel gekauft.

"Raven"

Foto: N. Müller
Ich wollte nicht nur Brettchenweben, sondern mich irgendwann auch mit Kammweben beschäftigen. Dazu kommt, dass Fred - Eric ein recht großes Arbeitsgerät ist. Wenn der Lager - Hausrat größer wird, aber das Auto einfach platzmässig begrenzt ist, dann muß man irgendwann entweder einen großen Anhänger kaufen oder sich überlegen, was man zuhause lassen muß zwangsläufig. Also suchte ich einen kleineren Webrahmen, mit dem man aber trotzdem möglichst lange Bänder weben konnte. Ich wurde fündig bei Raven, die mir dankenswerterweise das gleiche Modell wie ihres besorgt hat.

Das erste, was ich auf "Raven" gewebt habe, war eine kammgewebte Borte. Dazu habe ich Designerstrickwolle benutzt. Sie hes "Golden Sky" und war weiß / blau / silber. Das zweite Projekt war eine kammgewebte Borte, ebenfalls mit Designerwolle, jedoch in den Farben gold / rot. Dabei habe ich festgestellt, dass diese Designerwolle nicht nur zu schade, sondern eigentlich zu Webzwecken gänzlich ungeeignet ist. Beim drittem Projekt benutzte ich Strickwolle, die einfach in verschiedenen Blautönen gefärbt war. Es kam eine interessante Borte dabei heraus, doch ich muß sagen, beim Bandweben bleibe ich künftig doch lieber bei natürlichen Garnen (Leinen, Seide, Baumwolle etc.)

Das nächste Projekt wurde eine brettchengewebte Borte.  Diese ist zu finden in Sandra Mohr's Musterbuch Nr. 1. Es ist die Nummer 25 mit 17 Webbrettchen. Es wurden die Farben Beige, grün und rot benutzt.

Bandwebrahmen "Yngvild"

Foto: Nicole Müller
Den "Inkle Loom" der Fa. Ashford benutzen sehr viele Leute, und schwören, dass er der einzig Wahre ist. Ihn habe ich nie besessen. Durch die Vermittlung einer versierten Bandweberin konnte ich in einer Behindertenwerkstatt für den Preis von 40,- Euro (plus Porto) einen Nachbau erwerben, den diese herstellte.

Ich habe ihm den schönen Namen "Yngvild" gegeben.

Leider sind nur noch wenige dieser Bandstühlchen zu bekommen, und ob diese noch einmal gebaut werden können, weiss ich leider nicht. Daher poste ich an dieser Stelle die Bezugsadresse nicht. Ich denke aber, dass mit ein wenig Geschick jeder dieses Webgerät selber nachbauen kann.

Ermißt nur wenige Zentimeter und für wirklich kleine Projekte ist er bestens geeignet. Aufgrund der Größe könnte man ihn auch mitnehmen, um in Bus, Bahn oder im Flieger damit zu arbeiten. Das hat natürlich was. 

Webgestell (Lea Lauxen)

Foto von L. Lauxen
In der Artikelbeschreibung war folgendes zu lesen:
Durch seine Kompaktheit ist der Rahmen auch ideal für unterwegs und findet auch in Bus und Bahn Platz.

Der Webrahmen ist ca. 50cm lang und wird inklusive Schäranleitung geliefert. Da Anfang und Ende der Borte auf Stäbe zu beiden Seiten des Rahmens aufgewickelt werden, ist die Länge der Kette völlig frei bestimmbar.
Bei einer durchschnittlichen Garnstärke sind auch mehrere Meter Lange Ketten kein Problem.
Ich habe zuvor mit größeren Webrahmen gewebt, nämlich mit meinen beiden "Schätzchen", die ich "Fred - Erik" und "Raven" getauft habe. Auf dieses Webgestell war ich sehr gespannt.

Was mir gefällt:
  • Ein kleines Webgestell, was gut transportierbar ist.
  • Ich finde das Aufschären der Fäden bei diesem Webgestell nicht als "zeitfressend"
  • Das Weben ist anfangs gewöhnungsbedürftig, aber man findet sich mit dem Webgestell sehr schnell zurecht.
Was mir nicht gefällt:
  • Die Spannung läßt sich nicht so fest regulierren, wie sie sein müßte. Auch für das Kammweben reicht es meiner Meinung nach nicht. Eventuell finde ich aber noch einen Weg, das bei diesem Webgestell zu schaffen.
  • Die Verarbeitung läßt einige Wünsche offen. Einige kleine Stellen sind noch rauh gewesen. Diese mußte ich mit feinem Schmiergelpapier nachbearbeiten.
  • Der Preis ist für die Verarbeitung ein klein wenig hoch gegriffen. Allein, ohne die restlichen Setbestandteile hätte ich ihn nicht gekauft.
Der Gesamteindruck dieses Webgestells bewerte ich mit einer Schulnote "ausreichend", also mit einer "4".


Tabby

Von dem Tabby habe ich eine ganze Menge gehört, und zwar nur Gutes. Es kam mir so vor, als sei dieser Webrahmen die sprichwörtliche eierlegende Wollmilchsau. Ich bin allerdings ein recht neugieriger Skeptiker und habe etwas weiter recherchiert. In Facebook fand ich Name und  Anschrift.des Erbauers und habe Kontakt aufgenommen. Dabei habe ich festgestellt, dass der Tabby ein Webrahmen ist, der aus der Praxis kommt, und stetig verbessert wird. Darin liegt also dann das Geheimnis.


Kleine Übersicht:

Modell PRO CONTRA
Webrahmen
"Fred Eric"
  • Optisch ein echtes Schmuckstück. 
  • Keine einzige Schraube, nur Materialien, die es im Mittelalter gab.
  • Mögliche Bandlänge: ca. 10m
  • Ideal für Kammweben. Auch Brettchenweben funktioniert.
  • Die kleinen Splinte verliert man sehr schnell und müssen oft ersetzt werden. Das bedeutet stundenlanges nachschnitzen. Jeder Splint ist anders. Man kann also auch nichts auf Vorrat schnitzen.
  • Zum Kammweben ideal, fürs Brettchenweben ist die Spannung ein Problem, da diese höher sein muß. Es kommt dann öfter mal zu kleineren Probemen.
  • Der Webrahmen läßt sich nicht öffnen, so dass man viel Zeit zum Aufschären benötigt.
Webrahmen
"Raven"
  • Mögliche Bandweblänge: etwa 8m
  • Ideal zum Kammweben. Auch Brettchenweben funktioniert.
  • Zum Kammweben ideal, fürs Brettchenweben ist die Spannung ein Problem, da diese höher sein muß. Es kommt dann öfter mal zu kleineren Probemen.
  • Der Webrahmen läßt sich seitlich öffnen, so dass man nicht ganz so viel Zeit zum Aufschären benötigt. Allerdings läßt sich die Seite nur sehr schwer und mit Hilfe eines Hammers öffnen.
Bandwebrahmen
"Yngvild"
  • Kleiner Webrahmen ähnlich einem von Ashford. 
  • Klein und sehr leicht transportierbar und braucht wenig Platz.
  • Schön um schnell mal eben ein kleines Band zu realisieren mit dem Webkamm. 
  • Sichtbare Verschraubung und ein Plastikteil.
  • Kleider war keine dt. Anleitung dabei, sondern nur eine Kopie einer englischsprachigen von einem Ashford Inkle Loom, mit der ich nichts anfangen konnte.
  • Zum Kammweben ideal, fürs Brettchenweben ist die Spannung ein Problem, da diese höher sein muß. Es kommt dann öfter mal zu kleineren Probemen..
Webgestell
von Lea Lauxen
  • Ein kleines Webgestell, was gut transportierbar ist.
  • Ich finde das Aufschären der Fäden bei diesem Webgestell nicht als "zeitfressend"
  • Das Weben ist anfangs gewöhnungsbedürftig, aber man findet sich mit dem Webgestell sehr schnell zurecht.
  • Die Verarbeitung läßt einige Wünsche offen. Einige Stellen sind noch recht rauh gewesen. Diese mußte man mit feinem Schmiergelpapier nachbearbeiten.
  • Der Preis ist für die Verarbeitung ein klein wenig hoch gegriffen. Allein, ohne die restlichen Setbestandteile hätte ich ihn nicht gekauft.
Tabby
  • Der Tabby hat alles, was ein Weberherz zum Bandweben braucht, auch Kleinigkeiten, die das Weben erleichtern.
  • Ich habe kein Contra finden können, tut mir leid.

Würde mich freuen, wenn Ihr mit mir Eure Erfahrungen im Forum austauschen würdet.

Aldís Aude Thorvalddottir





  • Update Posting: 07.06.2017